„Solider Berufsmusiker“ gewinnt Song Slam

Von: Nadine Reißig

Es ist März. Und Grippezeit. Und ich darf heute zum erstenmal live und in Farbe über den MuSoC Song Slam in der Drehleier berichten! (Sehr aufregend und immerhin etwas erfreuliches.)

Pianierte, weil er keine Gitarre dabei hatte: Max Ashner

Kurz vor dem 46. Song Slam erreichten die Temperaturen in München nämlich ihr Rekordtief. Doch weder die schlotternde Kälte noch die anhaltende Grippewelle konnten Publikum oder Künstler von einem Besuch in der Drehleier abhalten und so waren die Reihen wieder gut gefüllt von rotbäckigen gut gelaunten Musikbegeisterten und spontanen Einspringern auf der Bühne.

Noch während das letzte Weißbier ausgeschenkt wurde trat Max Ashner als Opener ans Klavier und bezauberte die Menge mit sanften Klängen und einem ungewöhnlichen Stil der einem schnell in die Glieder fuhr. Zwischen einem wunderbaren Cover von Neil Young und einem weiteren von Tom Petty, welches er übrigens seinem kürzlich (nach 273.000 km) verstorbenen Auto widmete, zog er uns mit einem Song über Herzschmerz und Liebe in seinen Bann und wir litten mit ihm während „the Morning starts breathing“.

Elena Seegers Gemüse spricht.

Elena Seeger, das sympathische junge Fräulein das extra mit dem Zug aus Stuttgart angereist war, ersang sich diesmal den dritten Platz des Song Slams. Elena, die sonst auch als die „Bohne“ in dem Duo „Bohne & Speck“ unterwegs ist, überzeugte durchaus auch in abgespeckter Version mit einem sehr kreativen und fachbegriffbehafteten (ist das eigentlich ein Wort?) deutschen Lied über: Gemüse! In der verbleibenden Zeit gab es noch ein wohlklingendes, gutgelauntes Lied auf Schwäbischer Mundart bei dem ich leider nix verstand. Aber schön geklungen hat es!

Machten sich nicht zum Affen: Affentheater wurden zweiter.

Schön anders und besonders beschwingt waren auch die Grooves des heutigen Zweitplatzierten des Abends, dem Duo Affentheater. In ihren kuriosen Outfits überzeugten sie uns (…fast), dass „Schnaps wie die Liebe ist und die Liebe überschätzt“. Die zwei Herren, die heute leider auf ihren erkrankten Bandkollegen verzichten mussten, hinterließen nicht nur einen bleibenden optischen Eindruck sondern bewiesen auch erstaunliche Fähigkeiten an der Gitarre und dem Kontrabass. Spätestens beim zweiten Refrain musste man einfach auf seinem Stühlchen mitwippen. Jungs, das war großartig und ich hoffe sehr dass ihr Euren eigenen Schnaps am Ende noch bekommen habt!

Aus Regensburg per Tinder an die Spitze: Sebastian Kretz

Großer Dank gebührt sodann Sebastian Kretz! Nämlich dafür, dass er sein unsicheres Dasein als Student beendet und sich für uns (und die Welt) für den soliden Beruf des Musikers entschieden hat! Als Gewinner des heutigen Abends berührte uns der gebürtige Regensburger mit einer durchaus kitschigen aber unfassbar schönen Ballade über vergangene Liebe, gescheiterte Versuche und das alles auch noch wunderbarst kreativ mit schöner und unerwartet hoher Stimme. Da geht einem doch das Herzal auf. Nach dem heutigen Auftritt solltest Du vielleicht auch auf Deinen sozialen Kanälen kommunizieren: #lovemylife – denn das war ja wohl ein voller Erfolg in der Drehleier!

Möchte künftig nur B-E-D-A Fis-C-H-A genannt werden: Peter Fischer

Als (vermeintlich) letzter Akt und SPECIAL GUEST kam dann noch das „Freibier“ des heutigen Abends auf die Bühne: Mein persönlicher kleiner Gott am Klavier: Der unfassbar begnadete (und übrigens auch studierte Sprachwissenschaftler, hört hört!) Peter Fischer. Mit einer Musik-Kabarett-Nummer brachte er uns mit autobiographischen Komponenten zum Nachdenken. Nämlich, über die gleichen Fehler, die wir Menschen immer so machen (wie z.B. ein Rad anzudrehen um es mit der Zunge wieder anzuhalten) und dass sich beim Jazz zu anfangs fast alles wie ein Fehler anhört. Zudem gab es eine Exkursion in die Musikgeschichte, zu Fischer’s Vorfahren Beethoven, Debussy und vor allem Bach, der nämlich schon damals trojanisches Marketing am Start hatte und, genauso wie Fischer heute, seinen Namen in seine Klavierstücke einbrachte. Chapeau, Herr Fischer! Da haben wir heute ja noch richtig was gelernt!

Sang ein ungeplantes Ständchen mit Lisa Fitzek: Publikumsgewinnerin Mira

Als letzter Akt des Abends (von dem übrigens niemand wusste, nicht mal der Akt selber) trat die Gewinnerin des Publikumsgewinnspiels, Mira, auf die Bühne und holte spontan die Kandidatin Lisa Fitzek zu einer gemeinsamen außerordentlichen Zugabe dazu. Zusammen sangen sie für uns ein wirklich schönes Stück mit Gitarrenbegleitung. Alle Achtung! Vielleicht wäre die offizielle Teilnahme am nächsten Song Slam eine Überlegung wert?

Gegen Mitternacht ging der großartige Abend zu Ende und die Gäste machten sich müde aber glücklich auf den Heimweg durch die Kälte. Zu guter Letzt noch einen großen Dank an die anderen grandiosen Teilnehmer:

Lisa Fitzek, die uns mit auf eine Reise durch Irland nahm; Flonoton, der uns mit seiner Mittelalterpop-Nummer ins Zeitalter der Ketzerei und Verwünschungen entführte; Michael Eilert, der komponiert „was so daher kommt“ und das Publikum mit einem gut gelaunten Medley zum Mitmachen animierte; Julia Moser, die gefühlvolle Sängerin am Klavier die wie die Farbe Orange lacht wenn sie Aperol trinkt und Sonja Ebert, die zweifache Mami die heute mal auf ihre Kinder hörte und keinen „melancholische Quatsch“ spielte sondern einfach ehrlich und herrlich.

Bis zum nächsten Mal am 12. April 2018. Tickets gibt es bereits hier.

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